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Halo Effekt: Definition, Beispiele & Tipps zur Vermeidung

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5 Minuten Lesezeit
Halo Effekt

Oftmals beurteilen wir andere Menschen vorschnell nach einem bestimmten Eindruck und nehmen andere Eigenschaften dadurch nicht mehr wahr. Der Halo Effekt beschreibt genau dieses Phänomen. In diesem Blogartikel erfahren Sie, was genau der Halo Effekt ist, was er für Konsequenzen mit sich bringt und wie der Effekt vermieden werden kann, insbesondere beim Recruiting.

Key Facts

  1. Der Halo Effekt beschreibt einen Wahrnehmungs- und Beurteilungsfehler in der Sozialpsychologie.
  2. Der Effekt sorgt dafür, dass ein einzelnes, markantes Merkmal das Gesamtbild einer Person überschattet, woraus ein subjektives Gesamturteil entsteht.
  3. Das Gegenteil zum Halo Effekt ist der Horn Effekt.

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Definition: Halo Effekt einfach erklärt

Der Halo Effekt ist ein Begriff aus der Psychologie. Er beschreibt das Phänomen, dass Menschen dazu neigen, basierend auf einem herausragenden Merkmal einer Person (zum Beispiel Aussehen, Charisma oder Erfolg) automatisch positive Schlussfolgerungen über deren gesamte Persönlichkeit zu ziehen. Der Name „Halo Effekt“ leitet sich von der Vorstellung ab, dass dieses markante Merkmal wie ein strahlender Heiligenschein (englisch: „halo“) wirkt, der die gesamte Person umgibt.

Die Forschung zeigte, dass der Halo Effekt in vielen Bereichen des Lebens eine Rolle spielt. Von der Beurteilung von Arbeitsleistung über soziale Interaktionen bis hin zu politischen Entscheidungen. Es kann dazu führen, dass wichtige Aspekte vernachlässigt werden, da das auffällige Merkmal die Gesamteinschätzung dominiert.

Der Begriff Halo Effekt spielt auch im Recruiting eine entscheidende Rolle. Arbeitgeber neigen dazu, Kandidat*innen aufgrund eines einzelnen positiven Merkmals – sei es das Auftreten, eine beeindruckende Qualifikation oder andere Faktoren – insgesamt positiver zu bewerten. Diese voreilige Beurteilung kann dazu führen, dass andere wichtige Kriterien wie fachliche Kompetenz, Teamfähigkeit oder kulturelle Passung vernachlässigt werden. Das Risiko dabei ist eine ungenaue Einschätzung der Bewerber*innen, die zu Fehlentscheidungen führen kann.

Um den Einfluss des Effekts im Recruiting zu minimieren, sollte man objektive Auswahlprozesse implementieren. Dies ermöglicht eine fundiertere und gerechtere Entscheidungsfindung bei der Personalauswahl.

Gegenteil vom Halo Effekt – der Horn Effekt

Der Horn-Effekt, das Gegenstück zum Halo Effekt, wirkt ebenfalls unbewusst auf unsere Beurteilungen, allerdings negativ. Bei diesem Phänomen führt ein einzelnes negatives Merkmal dazu, dass eine Person schnell abgewertet wird. Sowohl der Halo  als auch der Horn-Effekt sind problematisch, da sie oft unterbewusst und suggestiv wirken, was dazu führen kann, dass Fehleinschätzungen nicht erkannt werden.

Ursache des Halo Effekts

Eine Hauptursache liegt in der Tendenz unseres Gehirns, komplexe Informationen zu vereinfachen. Statt alle Eigenschaften einer Person objektiv zu bewerten, neigen wir dazu, uns auf ein besonders auffälliges Merkmal zu konzentrieren und basierend darauf unsere gesamte Wahrnehmung zu formen.

Ein weiterer Faktor, der Effekt verstärken kann, ist der Bestätigungsfehler (Confirmation Bias). Einmal gebildete positive Eindrücke führen dazu, dass wir unbewusst nach Informationen suchen, die diese positiven Annahmen bestätigen, während wir Informationen, die dem widersprechen, übersehen. Dadurch wird der ursprüngliche positive Eindruck verstärkt, und andere wichtige Eigenschaften der Person können außer Acht gelassen werden.

Soziale Einflüsse spielen ebenfalls eine Rolle beim Halo Effekt. Gesellschaftliche Normen, Stereotypen und kulturelle Erwartungen können unsere Wahrnehmung und Bewertung einer Person beeinflussen. Diese sozialen Einflüsse können dazu führen, dass bestimmte Merkmale überbewertet oder bevorzugt werden, was den Halo Effekt verstärken kann.

Weiterhin führen unsere begrenzte kognitive Kapazität und die schnelle Entscheidungsfindung manchmal dazu, dass wichtige Informationen unberücksichtigt bleiben. Dadurch kann ein einzelnes herausragendes Merkmal einer Person eine überproportionale Gewichtung erhalten, während andere relevante Informationen übersehen werden.

Halo Effekt (Heiligenschein Effekt) Beispiele

Vor allem im Bereich des Recruitings und während eines Vorstellungsgesprächs kann der Halo Effekt aufgrund bestimmter Merkmale auftreten:

  • Aussehen: Bewerber*innen, die besonders attraktiv oder gepflegt wirken, könnte fälschlicherweise als kompetenter oder besser geeignet für die Stelle angesehen werden. Auch, wenn die fachlichen Qualifikationen nicht ausreichend sind.
  • Stimme: Eine angenehme, selbstbewusste Stimme kann automatisch mit Professionalität und Überzeugungskraft assoziiert werden. Das kann dazu führen, dass Bewerber*innen insgesamt positiver bewertet werden, auch wenn die Antworten inhaltlich weniger überzeugend sind.
  • Sprache: Eine eloquente und selbstsichere Ausdrucksweise kann den Eindruck von Intelligenz und Kommunikationsfähigkeit vermitteln und dazu führen, dass Bewerber*innen als qualifizierter und fähiger wahrgenommen wird.
  • Erfolge/Karriere: Bewerber*innen mit einer beeindruckenden Karriere oder erfolgreichen Projekten könnten automatisch als besonders geeignet für die Stelle angesehen werden. Andere wichtige Faktoren wie Teamfähigkeit oder kulturelle Passung werden dann im Zweifelsfall oftmals nicht ausreichend geprüft.
  • Einkommen/Besitz: Personen, die nach außen hin einen hohen Status oder Wohlstand ausstrahlen, könnten unbewusst als erfolgreich und motiviert betrachtet werden, selbst wenn andere, vielleicht relevantere, Eigenschaften nicht angemessen bewertet werden.

Der Halo Effekt im Recruiting kann dazu führen, dass Bewerber*innen basierend auf oberflächlichen oder auffälligen Merkmalen übermäßig positiv beurteilt werden, während andere, potenziell wichtige Kriterien vernachlässigt werden.

Auswirkungen des Halo Effekts im Unternehmen

Die Konsequenzen des Halo Effekts und des Horn Effekts können dazu führen, dass Menschen entweder überbewertet oder unterschätzt werden, sei es in der Interaktion mit anderen oder im beruflichen Umfeld. Diese Bewertungsfehler haben häufig negative Auswirkungen:

  • Bei der Besetzung von Positionen kann es vorkommen, dass qualifizierte Bewerber*innen übersehen werden, was zu falschen Entscheidungen führt.
  • Es besteht die Gefahr, dass beliebte oder äußerlich attraktive Mitarbeiter*innen bevorzugt befördert werden, während weniger auffällige, aber fachlich kompetente Mitarbeiter*innen benachteiligt werden.
  • Schnelle, oberflächliche Urteile bergen das Risiko, dass das Gegenüber sich nicht angemessen gewürdigt fühlt und dadurch benachteiligt wird.
  • Vorurteile erschweren die Kommunikation und können zu Missverständnissen führen.
  • Ohne gezieltes Gegensteuern gegen den Halo-Effekt kann die Unzufriedenheit der Mitarbeiter*innen sowie die Rate der Mitarbeiterfluktuation zunehmen.

Wie kann der Halo Effekt vermieden werden?

Um den Einfluss des Halo Effekts zu minimieren, können folgende Maßnahmen ergriffen werden:

1. Bewusstsein schaffen: Indem man sich der Existenz des Effekts bewusst ist und aktiv daran arbeitet, vorschnelle Schlüsse zu vermeiden, kann man seine Auswirkungen reduzieren.

2. Objektive Kriterien festlegen: Es ist hilfreich, klare und vordefinierte Bewertungskriterien zu verwenden. Diese sollten über das hinausgehen, was auf den ersten Blick erkennbar ist. Nur so kann eine ganzheitlichere Einschätzung vorgenommen werden.

3. Mehrere Meinungen einholen: Um eine einseitige Beeinflussung durch den Halo Effekt zu vermeiden, kann es sinnvoll sein, verschiedene Meinungen und Perspektiven in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.

4. Gezielte Schulungen: Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Recruiter*innen und Entscheidungsträger können helfen, die Aufmerksamkeit auf potenzielle Voreingenommenheiten zu lenken und Strategien zur Vermeidung des Halo-Effekts zu erlernen.

5. Ganzheitliche Bewertung: Statt sich nur auf herausragende Einzelmerkmale einer Person zu konzentrieren, ist es wichtig, eine ganzheitliche Bewertung vorzunehmen. Verschiedene Aspekte wie Fachkenntnisse, Erfahrung, Persönlichkeit und Teamfähigkeit müssen dabei berücksichtigt werden.

Eine Bewerbermanagement Software wie die von Factorial hilft Unternehmen dabei, mittels objektiver Kriterien und KI-unterstützten Filtern Vorurteile zu vermeiden und die besten Kandidat*innen einfach, schnell und unkompliziert zu identifizieren.

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Eine Kandidatin nimmt an einem Jobinterview mit drei Recruiter*innen teil.

Verwandte Wahrnehmungsfehler beim Halo Effekt

Hier sind weitere psychologische Phänomene und Effekte, die unsere Wahrnehmung und Entscheidungsfindung beeinflussen können:

  • Similar-to-Me-Effekt: Der Similar-to-Me-Effekt besagt, dass wir Menschen, die uns ähnlich sind, automatisch sympathischer und vertrauter finden. Gemeinsame Interessen oder Merkmale können dazu führen, dass wir eine engere Bindung zu diesen Personen aufbauen.
  • Primacy Effect/Primär-Effekt:Der Primacy Effect besagt, dass der erste Eindruck eine überproportional starke Wirkung auf die Gesamteinschätzung einer Person hat. Dies bedeutet, dass der erste Eindruck einen Großteil der späteren Erkenntnisse über eine Person übertönen kann.
  • Kleber-Effekt: Der Kleber-Effekt beschreibt, wie frühere Bewertungen oder Ereignisse langfristig an Personen haften können. Wenn eine Person beispielsweise über einen längeren Zeitraum nicht befördert wurde, könnte dies dazu führen, dass zukünftige Beförderungen ebenfalls unwahrscheinlich erscheinen.
  • Projektionsfehler/Übertragungsfehler: Der Projektionsfehler tritt auf, wenn wir unbewusst unsere eigenen Gefühle, Motivationen oder Eigenschaften auf andere Personen projizieren. Dies kann die Objektivität unserer Analyse beeinträchtigen und es schwierig machen, eine sachliche und distanzierte Bewertung vorzunehmen.
  • Stereotype: Beim Einsatz von Stereotypen verwenden wir vorgefertigte Meinungen oder oberflächliche Klischees, um Personen in bestimmte Kategorien oder Schubladen zu stecken. Dies kann zu voreingenommenen Bewertungen führen, die nicht auf den individuellen Eigenschaften oder Leistungen einer Person beruhen.

Diese Wahrnehmungsfehler zeigen, wie unsere Bewertungen und Entscheidungen oft von unbewussten Prozessen beeinflusst werden können, die die Objektivität und Fairness unserer Einschätzungen einschränken können.

Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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