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8. März: 8 bestehende Herausforderungen und ein Handlungsaufruf am Internationalen Frauentag

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7 Minuten Lesezeit
Gleichberechtigung

Am 8. März wird der Internationale Frauentag ausgerufen. Ein Tag, an dem die Errungenschaften von Frauen auf der ganzen Welt gefeiert werden. Und gleichzeitig wird auf die anhaltenden Herausforderungen hingewiesen, denen sie sich gegenübersehen. Es ist eine Gelegenheit, sich mit den tief verwurzelten Ungleichheiten zu befassen, die in der Berufswelt fortbestehen. Ebenso werden die Hindernisse beleuchtet, auf die Frauen auf ihrem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter stoßen. Zwar wurden erhebliche Fortschritte erzielt, doch bestehen in verschiedenen Aspekten des Berufslebens nach wie vor Ungleichheiten. Diese behindern das volle Potenzial von Frauen und untergraben ihren Zugang zu fairen Chancen.

In diesem Artikel wollen wir diese Ungleichheiten am Arbeitsplatz erforschen und entmystifizieren. Das machen wir, indem wir uns auf empirische Daten und umfassende Forschung stützen. Wir werden uns mit den Trends, Hindernissen und Vorurteilen befassen, die die Gleichberechtigung der Geschlechter in den Arbeitsumfeldern weltweit nach wie vor blocken. Von der Unterrepräsentation von Frauen in Führungspositionen über das anhaltende Stigma der psychischen Gesundheit bis hin zu subtilen, aber tückischen Mikroaggressionen. Wir werden uns mit einer Reihe von Herausforderungen befassen, denen sich Frauen auf ihrem beruflichen Weg stellen müssen.

Dieser wichtige Tag lädt uns nicht nur dazu ein, über das bisher Erreichte nachzudenken. Sondern auch dazu, uns entschlossen dafür einzusetzen, den Kampf für die Gleichberechtigung der Geschlechter fortzusetzen. Indem wir auf diese Ungleichheiten hinweisen und sie konfrontieren, wollen gemeinsam auf eine Zukunft hinarbeiten, in der jeder Mensch, unabhängig von seinem Geschlecht, in der Arbeitswelt wachsen und erfolgreich sein kann.

  1. Führung und Beförderungen: eine anhaltende Disparität
  2. Mikroaggressionen am Arbeitsplatz: ein tief verwurzeltes Problem
  3. Anerkennung und Sichtbarkeit: Herausforderungen für erfolgreiche Frauen
  4. Stigmatisierung der psychischen Gesundheit: ein anhaltendes Tabu
  5. Absichtliche Unsichtbarkeit: ein Anpassungsmechanismus
  6. Dissonanz zwischen Talenten und Chancen: eine anhaltende Herausforderung
  7. Fortführung der Ungleichheit durch berufliche Netzwerke
  8. Weibliches Potenzial entfesseln: Barrieren in der Arbeitswelt durchbrechen


1. Führung und Beförderungen: eine anhaltende Disparität

In der Berufswelt offenbart das Thema Führung und Beförderungen eine anhaltende Ungleichheit zwischen den Geschlechtern. Und das trotz der Fortschritte, die auf dem Weg zur Gleichberechtigung der Geschlechter gemacht wurden. Die Statistiken zeigen ein beunruhigendes Bild. Nur 28 % der Führungspositionen werden derzeit von Frauen besetzt, ein Anteil, der deutlich unter dem der Männer liegt (Quelle: Women in the Workplace 2023, McKinsey).

Darüber hinaus zeigen die Daten, dass es ein eklatantes Ungleichgewicht bei Beförderungen gibt. Auf 100 Beförderungen von Männern in Managementpositionen kommen nur 87 Beförderungen von Frauen (Quelle: Women in the Workplace 2023, McKinsey). Diese Unterrepräsentation von Frauen in Entscheidungs- und Führungspositionen ist nicht nur Ausdruck struktureller Ungleichheiten, sondern auch kultureller und organisatorischer Hindernisse, die die beruflichen Aufstiegschancen von Frauen einschränken.

Diese Daten schreien nach konkreten Maßnahmen zur Förderung einer ausgewogenen Repräsentation und eines gleichberechtigten Zugangs zu Führungsmöglichkeiten. Nur so kann echte Gleichberechtigung umgesetzt werden.

2. Mikroaggressionen am Arbeitsplatz: ein tief verwurzeltes Problem

Mikroaggressionen am Arbeitsplatz stellen ein tief verwurzeltes Problem dar, das Frauen unverhältnismäßig stark betrifft. Dadurch wird ein feindseliges und entfremdendes Arbeitsumfeld geschaffen. Die Daten zeigen eine beunruhigende Realität: Frauen sind doppelt so häufig von Mikroaggressionen betroffen wie ihre männlichen Kollegen. Diese heimtückischen Verhaltensweisen sind zwar scheinbar geringfügig, haben aber erhebliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Frauen am Arbeitsplatz.

78 % der betroffenen Frauen berichten, dass sie ihre Meinung abschwächen oder ihr Aussehen verändern, um negative Reaktionen zu vermeiden (Quelle: Women in the Workplace 2023, McKinsey). Diese Mikroaggressionen führen zur Aufrechterhaltung von Geschlechterstereotypen und -vorurteilen, untergraben das Selbstbewusstsein von Frauen und behindern ihre Fähigkeit, ihre Karriere voll zu entfalten. Es ist entscheidend, diese Verhaltensweisen zu erkennen und aktiv zu bekämpfen. Im Zuge dessen sollte man eine integrative Unternehmenskultur fördern und die Mitarbeiter*innen über die schädlichen Auswirkungen von Mikroaggressionen aufklären.

Wenn Unternehmen dieses tief verwurzelte Problem aufdecken und proaktive Maßnahmen zu seiner Bekämpfung ergreifen, können sie gesündere, fairere und respektvollere Arbeitsumgebungen schaffen, in denen jeder Einzelne wertgeschätzt und geachtet wird.

Fünf Frauen fordern im Zuge des 8. März Gleichberechtigung am Arbeitsplatz vor ihrem Bürogebäude.

3. Anerkennung und Sichtbarkeit: Herausforderungen für erfolgreiche Frauen

Anerkennung und Sichtbarkeit sind nach wie vor die größten Herausforderungen für erfolgreiche Frauen am Arbeitsplatz. Trotz ihrer bedeutenden Beiträge werden Frauen oft in den Schatten gedrängt. Männer haben bessere Chancen, für ihre Leistungen „gesehen” zu werden. Die Daten zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit, Schlüsselinformationen zu erhalten und für ihre Leistungen anerkannt zu werden, zwischen Männern und Frauen um 10 % abweicht (Quelle: Women in the Workplace 2023, McKinsey). Diese fehlende Gleichberechtigung in der beruflichen Sichtbarkeit kann weitreichende Folgen haben. Dadurch können etwa Aufstiegs- und Karrieremöglichkeiten kompetenter Frauen eingeschränkt werden.

Tatsächlich kann diese Unsichtbarkeit nicht nur ihr berufliches Fortkommen bremsen, sondern auch ihr Selbstvertrauen schmälern. Deshalb muss diese Ungerechtigkeit unbedingt beseitigt werden, indem die Leistungen von Frauen angemessen anerkannt und gewürdigt werden, faire Anerkennungsprozesse eingeführt werden und eine Kultur der Inklusion gefördert wird, in der Verdienst wichtiger ist als das Geschlecht. Mit gerechter Anerkennung und Sichtbarkeit können Organisationen nicht nur das Engagement und die Zufriedenheit der Mitarbeiter*innen fördern, sondern auch ein Arbeitsumfeld unterstützen, in dem alle Menschen die Möglichkeit haben, ihr volles Potenzial zu entfalten.

4. Stigmatisierung der psychischen Gesundheit: ein anhaltendes Tabu

Das Stigma rund um psychische Gesundheit hält sich als tief verwurzeltes Tabu in vielen Berufsgruppen hartnäckig. Es betrifft insbesondere Frauen. Obwohl fast ein Drittel der Frauen eine Auszeit aufgrund ihrer psychischen Gesundheit genommen hat, fühlen sich nur 25 % von ihnen wohl dabei, den wahren Grund für ihre Abwesenheit offenzulegen (Women @ Work 2023: A Global Outlook, Deloitte). Diese Zurückhaltung bei der offenen Erörterung von Mental Health Themen wird häufig durch die Angst vor Stigmatisierung, Diskriminierung oder beruflichen Vergeltungsmaßnahmen genährt.

Infolgedessen ziehen es viele Frauen mit psychischen Problemen vor, still zu leiden, anstatt sich die Unterstützung zu suchen, die sie benötigen. Dieses Stigma trägt zur Aufrechterhaltung eines Arbeitsumfelds bei, in dem psychische Gesundheitsprobleme missverstanden, verharmlost oder ignoriert werden. Das kann sich negativ auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter *innen und die Produktivität der gesamten Organisation auswirken. Um dieses hartnäckige Tabu zu brechen, soll eine Kultur der Offenheit, der Unterstützung und des Mitgefühls für psychische Gesundheit am Arbeitsplatz gefördert werden. Dazu gehört es, das Bewusstsein der Mitarbeiter*innen zu schärfen, angemessene Ressourcen und Unterstützungsprogramme bereitzustellen. Ebenso muss ein Umfeld geschaffen werden, in dem sich der Einzelne sicher fühlt, ohne Angst vor Vorurteilen oder Repressalien Hilfe zu suchen.

Indem sie die Diskussion über psychische Gesundheit normalisieren und das damit verbundene Stigma beseitigen, können Organisationen ein Klima des Wohlbefindens fördern, in dem sich jeder beruflich und persönlich entfalten kann.

5. Absichtliche Unsichtbarkeit: ein Anpassungsmechanismus

Die absichtliche Unsichtbarkeit taucht als ein unter Frauen am Arbeitsplatz weit verbreiteter Anpassungsmechanismus auf. Diese Verhaltensweise wird häufig eingesetzt, um sich in einem beruflichen Umfeld zurechtzufinden, in dem Geschlechternormen und soziale Erwartungen vorherrschend sind. Das Konzept beinhaltet, dass Frauen sich bewusst dafür entscheiden, im Hintergrund zu bleiben, ihre Leistungen herunterzuspielen und ihr Verhalten zu mäßigen, um Konflikte zu vermeiden und harmonische Arbeitsbeziehungen aufrechtzuerhalten. Derartige Strategien mögen zwar kurzfristig vorteilhaft erscheinen. Sie tragen aber dazu bei, dass die Unsichtbarkeit der Beiträge von Frauen in den beruflichen Räumen fortbestehen.

Denn diese absichtliche Unsichtbarkeit schränkt die Chancen talentierter Frauen ein und verstärkt gleichzeitig traditionelle Geschlechtsbilder. Um diesen Kreislauf der Unsichtbarkeit und Selbstmoderation zu durchbrechen, müssen Geschlechterstereotypen infrage gestellt werden. Ebenso sollte eine Organisationskultur gefördert werden, die Durchsetzungsvermögen, Perspektivenvielfalt und faire Anerkennung der Beiträge aller Mitarbeitenden unabhängig von ihrem Geschlecht wertschätzt.

Also, ermutigen sie Frauen, ihren Platz voll auszufüllen und ihre Stimme zu erheben! So können Organisationen nicht nur ihr Engagement und ihre Effizienz steigern, sondern auch ein integratives und gerechteres Arbeitsumfeld für alle fördern.

6. Dissonanz zwischen Talenten und Chancen: eine anhaltende Herausforderung

Die Diskrepanz zwischen den Qualifikationen von Frauen und ihren beruflichen Chancen besteht weiterhin als Herausforderung im Streben nach Gleichberechtigung am Arbeitsplatz. Trotz der Tatsache, dass Frauen mittlerweile einen erheblichen Anteil der Bachelor- und Masterabschlüsse erwerben, stoßen sie bei ihrem beruflichen Fortkommen weiterhin auf Hindernisse.

Die Daten verdeutlichen diese beunruhigende Dissonanz: Obwohl Frauen zunehmend kompetent und qualifiziert sind, bleibt ihr Zugang zu Führungspositionen und Karrieremöglichkeiten begrenzt. Dieses Ungleichgewicht wird durch eine Vielzahl von Faktoren genährt. Dazu zählen unbewusste Vorurteile, hartnäckige Geschlechterstereotypen und Organisationsstrukturen, die bei Einstellungs-, Beförderungs- und Vergütungsprozessen häufig Männer bevorzugen.

Um diese Dissonanz zu überwinden, ist es wichtig, Initiativen umzusetzen, die auf Fairness und Integration ausgerichtet sind. Beispiele sind die Bewertung und Korrektur von Gender Bias in Einstellungs- und Beförderungsprozessen, die Förderung von Lohntransparenz (Stichwort: Equal Pay) sowie die Schaffung eines Arbeitsumfelds, in dem die Fähigkeiten und Beiträge von Frauen geschätzt und anerkannt werden. Indem sie in Richtlinien und Praktiken investieren, die die Gleichberechtigung fördern, können Organisationen gerechtere und vielfältigere Arbeitskulturen schaffen. Damit können Frauen die gleichen Erfolgschancen wie ihre männlichen Kollegen haben.

7. Fortführung der Ungleichheit durch berufliche Netzwerke

Ungleiche Beförderungen von Männern und Frauen, die durch die Bevorzugung von Männern im Beförderungsprozess noch verschärft wird, besiegeln geschlechtsspezifische Lohnunterschiede. Jüngsten Forschungsergebnissen zufolge können fast 39 % des geschlechtsspezifischen Lohngefälles auf die enge Bindung zwischen Männern zurückgeführt werden. Männer neigen nämlich dazu, die Beförderung ihrer männlichen Kollegen zu fördern. Damit stärken sie die informellen Strukturen des „Old Boys‘ Club” zu stärken.

Diese sozialen Dynamiken führen häufig zu einer größeren Sichtbarkeit und besseren beruflichen Entwicklungsmöglichkeiten für Männer auf Kosten von Frauen. Mitarbeiter*innen, die häufiger und direkter mit ihren Vorgesetzten interagieren, haben statistisch gesehen eine höhere Chance, befördert zu werden. Das bringt Männer in eine vorteilhafte Position, da sie in der Regel häufiger mit anderen Männern interagieren. Um diese implizite Diskriminierung zu überwinden, ist es wichtig, Vielfalt und Fairness in den Beförderungsprozessen zu fördern, indem man geschlechtsspezifische Verzerrungen beseitigt und eine integrative Organisationskultur herstellt, die in erster Linie Fähigkeiten und Verdienste wertschätzt.

Durch transparente und faire Beförderungspraktiken können Unternehmen nicht nur die geschlechtsspezifischen Lohnunterschiede verringern, sondern auch ein Arbeitsumfeld fördern, in dem alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht oder ihren Arbeitsbeziehungen die gleichen Chancen auf Erfolg haben.

8. Weibliches Potenzial entfesseln: Barrieren in der Arbeitswelt durchbrechen

Die Zahl der weiblichen Hochschulabsolventen steigt. Allerdings ist die Korrelation zwischen der Beherrschung von Fähigkeiten und dem beruflichen Aufstieg für Frauen nach wie vor gering. 60 % der Bachelor- und Masterabschlüsse werden an Frauen verliehen. Es ist also klar, dass qualifizierte Frauen in beträchtlicher Zahl auf den Arbeitsmarkt drängen.

Unbewusste Vorurteile und ein anhaltender Mangel an Unterstützung am Arbeitsplatz stellen jedoch nach wie vor Hindernisse für den Aufstieg dar. Trotz ihres Ehrgeizes und ihrer Fähigkeiten stoßen viele Frauen auf unsichtbare gläserne Decken, die ihre Aufstiegschancen einschränken. Diese Blocker behindern nicht nur die individuelle Karriere von Frauen, sondern auch die Vielfalt der Perspektiven innerhalb von Organisationen.

Um das Potenzial von Frauen auf dem Arbeitsmarkt wirklich auszuschöpfen, müssen unbewusste Vorurteile erkannt werden. Organisationen müssen im Zuge dessen Richtlinien und Praktiken fördern, die Gleichberechtigung und berufliche Entwicklung für alle forcieren

Maria Macher ist Content Managerin bei Factorial und lebt hier ihre Liebe für die deutsche Sprache und HR-Themen aus. Bereits während ihrer Studienzeit in Wien und Barcelona sammelte sie unterschiedlichste Arbeitserfahrungen: beim Early-Stage-Startup bis hin zum multinationalen Konzern. Dabei lernte sie insbesondere, was verschiedene Unternehmenskulturen ausmacht und welche Rolle die wichtigste Ressource in Unternehmen spielt: die Menschen.

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