Positive Leadership ist ein Führungsstil, der sich aus der positiven Psychologie entwickelt hat und davon ausgeht, dass eine positive Arbeitsatmosphäre und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden automatisch zu besseren Ergebnissen und höherer Produktivität führen. Was genau die Merkmale dieses Ansatzes sind und welche Qualifikationen Führungskräfte für diesen Stil mitbringen sollten, erfahren Sie im folgenden Artikel.
Key Facts
- Dieser Führungsstil fokussiert sich auf die Stärken der Mitarbeitenden und auf eine positive Arbeitsatmosphäre, durch die das Team zu Höchstleistungen motiviert werden soll.
- Aktuell besteht laut Studien eine Diskrepanz: Mitarbeitende wünschen sich vor allem Führungspersönlichkeiten mit sogenannten „Herzqualitäten“. Die Chefetagen hingegen wählen Führungskräfte nach wie vor überwiegend anhand fachlicher Qualifikationen aus.
- Positive Leadership basiert auf dem PERMA-Modell aus der positiven Psychologie. PERMA steht auf Deutsch für: Positive Emotionen, Engagement, Beziehungen, Sinn, Zielerreichung.
- Definition: Was ist Positive Leadership?
- Was sind die Merkmale von Positive Leadership und was macht einen Positive Leader aus?
- Was macht einen Positive Leader aus?
- Was ist das Perma-Lead-Modell des Positive Leaderships?
Definition: Was ist Positive Leadership?
Immer wieder weisen Studien auf die Bedeutung guter Führung in Bezug auf Produktivität, Mitarbeiterzufriedenheit und Mitarbeiterbindung hin. Dass Führung einen direkten Einfluss auf diese Faktoren hat, zeigt beispielsweise auch eine aktuelle Studie von Xing. Demnach ist schlechte Führung – gleich nach Stress – der zweithäufigste Grund für Wechselwilligkeit im Job.
Eine weitere Studie der Boston Consulting Group zeigt außerdem, dass sich Mitarbeitende vor allem Empathie von ihren Vorgesetzten wünschen. Gemeint sind sogenannte Herzqualitäten: Dazu gehören Zuhörfähigkeit, die Förderung eines positiven Teamgeistes und Einfühlungsvermögen.
Und genau hier setzt das Konzept der Positive Leadership an.
Denn dieser Führungsansatz konzentriert sich darauf, das Beste aus den Beschäftigten herauszuholen. Dabei liegt der Fokus auf Teamgeist, positiven Emotionen und einer positiven Stimmung im Team sowie auf den Stärken und Potenzialen der Mitarbeitenden.
Der Führungsstil basiert ursprünglich auf Ansätzen der positiven Psychologie und wurde von verschiedenen Wissenschaftlern, wie dem Soziologen Kim Cameron, oder dem Psychologen Dr. Markus Ebner, dann auf die Unternehmensführung übertragen. Die Grundannahme ist, dass positive Emotionen und eine gute Stimmung am Arbeitsplatz auch automatisch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz steigern. Mitarbeitende würden laut diesem Ansatz dann am besten arbeiten, wenn sie sich wertgeschätzt, anerkannt, unterstützt und gefördert fühlen.
Was sind die Merkmale von Positive Leadership?
Die Merkmale des Positive-Leadership-Ansatzes
- Der Führungsstil konzentriert sich auf die Stärken und Potenziale der Mitarbeitenden, statt auf ihre Schwächen. Führungskräfte, die diesen Ansatz wählen, fokussieren sich darauf, wie sie diese Stärken ausbauen könnenTipp: Gerade für diese Zwecke eignen sich verschiedene Instrumente. Das können beispielsweise Potenzialanalysen, 9-Box Grid oder auch Selbsteinschätzungsbögen in Kombination mit Feedbackgesprächen sein. Darüber hinaus liefert Ihnen die HR-Software von Factorial mit ihren Funktionen zur Analyse der Leistung Ihrer Mitarbeiter objektive Fakten als Grundlage für weitere Maßnahmen und zur Identifizierung der Stärken und vor allem der High Performer in Ihrem Unternehmen.
- Außerdem steht die Förderung positiver Emotionen im Fokus. Die Annahme ist: Wer von einer Führungskraft und einem Team umgeben ist, das sich durch Freundlichkeit und eine nette Stimmung auszeichnet, wird selbst zufrieden. Und: Zufriedene Mitarbeitende arbeiten besser, eben weil sie zufrieden sind.
- Das bedeutet auch, dass der Fokus dieses Ansatzes nicht primär auf den bloßen Gewinn des Unternehmens gerichtet ist. Natürlich ist das wichtig, aber der Erfolg des Unternehmens wird hier als eine Folge der hohen Mitarbeiterzufriedenheit gesehen. Es handelt sich also um einen auf Langfristigkeit ausgelegten Ansatz.
- Die Führungskraft fungiert bei diesem Modell als positives Vorbild. Sie selbst strahlt positive Energie aus und zeichnet sich durch Empathie und Optimismus aus. Es ist keine Führungskraft, die nur die Fehler sieht und kritisiert, sondern stattdessen Lob und Anerkennung nicht spart.
Was macht einen Positive Leader aus?
Das sollten Führungskräfte für diesen Führungsstil mitbringen
Für Positive Leader ist es entscheidend, diese Grundprinzipien zu verinnerlichen und sie aufgrund ihrer persönlichen Eigenschaften authentisch umzusetzen. Es wird schwieriger, wenn Führungskräfte, die mit Empathie kämpfen, ein solches Konzept erfolgreich anwenden sollen. Zwar können durch gezielte Führungskräfteentwicklung bestimmte Kompetenzen erworben werden, doch aus einer griesgrämigen Person wird auch durch Schulungen nicht per Zauberhand ein positiver Mensch. In diesem Zusammenhang zeigt sich auch, wie wichtig es ist, wie die Unternehmensführung ihre Führungskräfte auswählt.
Die oben genannte Studie der Boston Consulting Group zeigt zwar, wie bereits erwähnt, dass die „Herzqualitäten“ für Mitarbeitende besonders wichtig sind. Sie verdeutlicht jedoch auch, dass die Unternehmensführung selbst zu 70 Prozent vor allem nach den fachlichen Qualifikationen auswählt.
Charaktereigenschaften, Fähigkeiten und Kompetenzen, die u. a. entscheidend für positive Leader sind:
- Optimistische Grundhaltung
- Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen
- Empathie und emotionale Intelligenz
- Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit
- Vertrauenswürdigkeit
- Positive Vision und Sinnhaftigkeit vermitteln
- Authentizität und Integrität
- Mentoring und Coaching-Fähigkeiten
- gute Konflikt- und Beziehungsmanagementfähigkeiten
- Offenheit für Kreativität und Innovation
- Ergebnisorientierung statt Prozessorientierung
Mehr zum Thema Führungsqualitäten und Antworten auf die Frage „Was sind die 7 Führungsqualitäten guter Führungskräfte?“ erfahren Sie in unserem Blogartikel rund um das Thema Führungskompetenz.
Was ist das Perma-Lead-Modell des Positive Leaderships?
Was sind die 4 P’s des Positive Leaderships
Der Ursprung des Positive Leadership liegt – wie bereits erwähnt – in der Positiven Psychologie. Das PERMA-Modell wurde vom Psychologen Martin Seligman entwickelt. Es beschreibt fünf Bausteine, die zum individuellen Glück und zur Zufriedenheit beitragen.
Es handelt sich dabei um ein Akronym. Die fünf Elemente des PERMA-Modells stehen für:
- Positive Emotionen
Das Erleben von Freude, Dankbarkeit, Liebe oder Hoffnung.
Übertragen auf den Führungsstil bedeutet das, dass Führungskräfte eine positive Arbeitsumgebung fördern, Optimismus ausstrahlen und Wertschätzung aktiv leben.
- Engagement
Dies beschreibt die Fähigkeit, sich mit den eigenen Stärken in Aufgaben zu vertiefen und in einen „Flow-Zustand“ zu gelangen.
Führungskräfte können hier gezielt ansetzen, indem sie Aufgaben so verteilen, dass sie den Stärken und Interessen der Mitarbeitenden entsprechen.
- Beziehungen (Relationships im Englischen)
Der Mensch ist ein soziales Wesen – freundschaftliche, familiäre und kollegiale Beziehungen sind ein zentraler Bestandteil für das Wohlbefinden.
Positive Leadership fördert ein respektvolles, vertrauensvolles Miteinander, in dem Teamgeist, Kollegialität und gemeinschaftliches Arbeiten wichtiger sind als Konkurrenzdenken. Maßnahmen wie Teambuilding oder offene Kommunikation unterstützen dies.
- Sinn (Meaning im Englischen)
Menschen möchten das Gefühl haben, dass ihre Arbeit einen Sinn hat – sei es durch gemeinsame Werte, ein übergeordnetes Ziel oder die Bedeutung des Produkts oder der Dienstleistung.
Positive Leader helfen dabei, diesen Sinn zu vermitteln und aufzuzeigen, wie jede*r Einzelne zur Mission des Unternehmens beiträgt.
- Erfolg/Leistung (Accomplishment im Englischen)
Dieses Element wurde dem ursprünglichen Modell später hinzugefügt.
Es beschreibt die positiven Gefühle, die entstehen, wenn man Ziele erreicht, Herausforderungen meistert oder Fortschritte erkennt.
Führungskräfte können diesen Aspekt fördern, indem sie realistische Zielsetzungen, regelmäßiges Feedback und sichtbare Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
Implementierung: Darauf sollten Sie bei der Umsetzung des Positive Leadership achten
Positive Leadership ist ein ganzheitlicher Führungsansatz, der auf mehreren Ebenen im Unternehmen wirkt. Das bedeutet: Er bezieht sich nicht nur auf das Verhalten einzelner Führungskräfte, sondern umfasst die gesamte Organisation – von der individuellen Ebene der Beschäftigten über die Teamebene bis hin zur Unternehmensebene.
Das zeigt sich zum Beispiel:
- in den gelebten Werten,
- in der Kommunikationskultur,
- in Arbeitszeitmodellen oder
- in der Organisationsstruktur.
Ein autoritärer Führungsstil wäre zum Beispiel kaum mit einem Managementansatz vereinbar, der auf Positive Leadership basiert. Statt Kontrolle und Hierarchie stehen Vertrauen, Beteiligung und Eigenverantwortung im Mittelpunkt.
Zudem sollten Mitarbeitende einbezogen werden – gerade bei diesem Führungsstil. Denn die Einbeziehung gibt ihnen ein Gefühl von Vertrauen, vermittelt Wertschätzung und fördert die Positivität.
Rahmenbedingungen, die diese Haltung unterstützen, sind ebenso essenziell – zum Beispiel durch Weiterbildungsangebote, Home-Office-Möglichkeiten, flexible Arbeitszeiten oder eine offene Feedbackkultur.
Wichtig ist auch Geduld: Eine Veränderung der Unternehmenskultur passiert nicht von heute auf morgen.
Und schließlich: Positivität bedeutet nicht, dass alle ununterbrochen lächeln müssen. Vielmehr geht es darum, eine wertschätzende, lösungsorientierte und optimistische Grundhaltung zu fördern – auch im Umgang mit Herausforderungen.