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Unternehmensvorschriften & Gesetze

Arbeitsbedingungen – die wichtigsten Gesetze im Überblick

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Arbeitsbedingungen bestimmen maßgeblich, wie gut und gerne in einem Betrieb gearbeitet wird. Die Herstellung von guten Arbeitsbedingungen unterliegt verschiedenen Gesetzen und Vereinbarungen, an die sich Vorgesetzte halten müssen. Welche das sind, erklären wir im folgenden Artikel.

Key Facts

  1. Arbeitsbedingungen beschreiben die rechtlichen und konkreten Umstände und Voraussetzungen am Arbeitsplatz, unter denen Beschäftigte arbeiten.
  2. Gute Arbeitsbedingungen haben maßgeblichen Einfluss auf die Mitarbeitermotivation, Zufriedenheit und den Erfolg des Unternehmens.
  3. Knapp 80 Prozent der Beschäftigten sind laut einer Studie mit ihren Arbeitsbedingungen in Deutschland am Arbeitsplatz zufrieden.

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Was sind Arbeitsbedingungen?

Mit dem Begriff Arbeitsbedingungen werden alle Umstände und Voraussetzungen bezeichnet, unter denen Arbeitnehmer ihre Tätigkeit im Rahmen ihres Arbeitsverhältnisses ausüben.

Hierzu gehören sowohl die rechtlichen als auch die tatsächlichen Bedingungen, wie zum Beispiel:

Viele Arbeitsbedingungen werden durch rechtliche und betriebliche Gesetze im Arbeitsrecht sowie Vereinbarungen geregelt und sind auch im individuellen Arbeitsvertrag festgeschrieben.

Arbeitsbedingungen Industrialisierung: Die Verbesserung der Arbeitsbedingungen hat sich seit dem Aufkommen der Industrialisierung, die bekannt war für ihre extrem schlechten Arbeitsbedingungen, stetig weiterentwickelt. Damals arbeiteten Menschen, darunter auch viele Kinder, unter menschenunwürdigen Bedingungen, mit langen Arbeitszeiten, niedrigem Lohn und ohne jeglichen Schutz. Durch die Implementierung verschiedener Gesetze, die gute Arbeitsbedingungen sichern, hat sich dies im Laufe der Zeit verändert.

Heute geben in der Arbeitszufriedenheitsstudie 79 Prozent der Beschäftigten an, mit ihren Arbeitsbedingungen zufrieden zu sein.

Bedeutung von guten Arbeitsbedingungen:

Die konkreten Arbeitsbedingungen haben einen maßgeblichen Einfluss auf die Mitarbeitermotivation, ihre Arbeitsleistung und ihre Gesundheit und wirken zudem auf die Art und Qualität der Produktion und Dienstleistungen. Sie sind also entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Das Schaffen guter Arbeitsbedingungen sollte daher oberste Priorität für Arbeitgebende haben, um langfristig Wettbewerbsfähigkeit, hohe Qualität und zufriedene Mitarbeitende zu gewährleisten.

Welche Gesetze und Betriebsvereinbarungen müssen Unternehmen Deutschland beachten?

Grundsätzlich gilt, dass Arbeitgebende im Rahmen der geltenden gesetzlichen und betrieblichen Vorschriften bestimmte Arbeitsbedingungen bis zu einem gewissen Grad selbst festlegen können. Dies fällt unter das sogenannte Direktionsrecht oder auch Weisungsrecht der Arbeitgebenden. Innerhalb dieses Rahmens können diese beispielsweise den Arbeitsort, die Arbeitszeiten, den Arbeitsinhalt sowie das Vergütungsmodell und eine bestimmte Ordnung im Unternehmen, wie etwa eine Kleiderordnung, festlegen.

Wichtig ist, dass diese Ausgestaltung nicht vollkommen willkürlich sein darf, sondern sich an bestimmten rechtlichen Grenzen orientieren muss. Diese Grenzen sind in Gesetzen festgelegt.

Gesetze im Überblick

Die wichtigsten Gesetze, die die Arbeitsbedingungen regeln, sind unter anderem:

  • Arbeitszeitgesetz (ArbZG): In diesem Gesetz sind u. a. die Höchstarbeitszeiten, Ruhepausen, Regelungen zu Sonn-,Feiertags- und Nachtarbeit und Ausnahmeregelungen festgelegt.
  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): In diesem sind alle Pflichten und Rechte zum Schutz der Beschäftigten vor Gefahren am Arbeitsplatz auf Arbeitgeber- und Mitarbeiterseite festgelegt.
  • Kündigungsschutzgesetz (KSchG): Hier wird das Recht auf Kündigungsschutz zugunsten der Arbeitnehmenden geregelt. Es bestimmt, wann Kündigungen erlaubt sind, legt Kündigungsfristen fest und schützt Beschäftigte vor ungerechtfertigten Kündigungen.
  • Mutterschutzgesetz (MuSchG): (Werdende) Mütter genießen in Deutschland einen besonderen Schutz. Das Mutterschutzgesetz sorgt für die Ausgestaltung dieses Rechts, dazu zählen veränderte Arbeitszeiten, Pausen und Kündigungsschutz während der Schwangerschaft und nach der Geburt.
  • Bundesurlaubsgesetz (BUrlG): In diesem Gesetz finden sich alle Regelungen zum Anspruch auf Urlaub, wie der Mindesturlaub und die Bedingungen für die Urlaubsgewährung, sowie Regelungen zur Entgeltfortzahlung während des Urlaubs.
  • Entgeltfortzahlungsgesetz (EntgFG): Hier sind Umfang und Bedingungen zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall festgelegt.
  • Gleichbehandlungsgesetz (AGG): Dieses Gesetz schützt Arbeitnehmende vor Diskriminierung am Arbeitsplatz aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, ihres Alters, ihres Geschlechts, ihrer sexuellen Orientierung, ihrer Religion oder einer Behinderung.
  • Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG): Die Bedingungen und Voraussetzungen für die Zusammenarbeit zwischen Arbeitgebenden und Betriebsräten in Betrieben finden hier ihre Grundlage.

Betriebsrat und Arbeitgebende legen auch gemeinsam eine Betriebsvereinbarung fest. Sie regelt ganz spezifische Arbeitsbedingungen für den jeweiligen Betrieb, die von den allgemeinen geltenden Gesetzen abweichen können. Wichtig ist, dass die Regelungen in Betriebsvereinbarungen nie die gesetzlich festgelegten Mindeststandards, wie Kündigungsfristen oder den gesetzlichen Mindesturlaub, unterschreiten, wohl aber überschreiten können.

Eine wichtige Rolle bei der Verbesserung und Sicherung guter Arbeitsbedingungen spielen auch Gewerkschaften. Diese verhandeln beispielsweise für bestimmte Branchen, die sie vertreten, Mindestlöhne und Höchstarbeitszeiten mit den führenden Arbeitgebenden der Branche aus. Auch an die ausgehandelten Tarifverträge müssen sich Vorgesetzte halten.

Arbeitsbedingungen – Beispiele für gute und schlechte Arbeitsbedingungen

Da gute Arbeitsbedingungen einen so wichtigen Einfluss auf die Mitarbeitermotivation und -gesundheit haben und damit auch den Erfolg eines Unternehmens beeinflussen, sind Unternehmen daran interessiert, diese gut zu gestalten. Nichtsdestotrotz gibt es immer wieder Schlagzeilen, in denen Unternehmen, vor allem in Ländern, in denen die Arbeitsbedingungen weniger reguliert sind, negativ auffallen. Schauen wir uns zwei Beispiele an:

Shein Arbeitsbedingungen: Dieser Fast-Fashion-Riese, der in den letzten Jahren enorm gewachsen ist, gerät wie viele andere Unternehmen der Fast-Fashion-Branche (z. B.Primark) immer wieder in die Schlagzeilen. Mitarbeitende berichten von niedrigen Löhnen, extrem langen Arbeitszeiten (bis zu 12 Stunden täglich), und viele beklagen sich auch darüber, nur einen freien Tag im Monat zu haben. Dabei werden sie pro produziertem Kleidungsstück bezahlt. Auch die Sicherheitsstandards seien nicht ausreichend.

Temu Arbeitsbedingungen: Da Temu Berichten zufolge mit vielen verschiedenen Lieferant*innen und Händler*innen zusammenarbeitet, kann die Lieferkette hier kaum mehr nachvollzogen werden. Welche Bedingungen und Gesetze in Bezug auf Menschenrechte überhaupt eingehalten werden, ist daher fraglich. Besonders die Massenproduktion von Dingen, die niemand wirklich braucht, aber durch künstliche Nachfrage geschaffen werden, wirft letztendlich auch Fragen zu Umwelt und Klima auf, denn Ressourcen werden dadurch nicht geschont.

Laut der Studie „Great Place to Work“ sind im Jahr 2024 die Unternehmen mit den besten Bedingungen am Arbeitsplatz bei großen Unternehmen, die Versicherung Allianz SE in Deutschland. Im mittelständischen Bereich steht an erster Stelle NVIDIA, gefolgt von der Hotelkette Hilton und dem Personaldienstleister DIS AG. Diese zeichnen sich durch gute Arbeitsmittel und -ausstattung, Fairness unabhängig von Alter und Geschlecht, kompetente Führungskräfte und gutes Recruiting aus.

Arbeitsbedingungen verbessern – Was Vorgesetzte tun können

Arbeitgebende können, um die Bedingungen zu verbessern, neben den gesetzten Standards, an die sie sich halten müssen, auch noch mehr tun. Denn am Ende binden gute Arbeitsbedingungen Top-Talente und sorgen für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit im Betrieb.

So können Arbeitgebende beispielsweise:

  • Flexible Arbeitszeiten oder Remote-Work und Homeoffice anbieten, um die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben zu verbessern.
  • Schulungen und Weiterbildungen aktiv anbieten.
  • Regelmäßige Mitarbeitergespräche führen und Feedback einholen.
  • Benefits anbieten.
  • Gerechte Entlohnung sicherstellen.

👉 Tipp: Um die Einhaltung der verschiedenen Gesetze zu gewährleisten, kann Ihnen bei manchen Gesetzen bereits die HR-Software von Factorial helfen. So können Sie sicherstellen, dass die Arbeitszeiten gesetzlich korrekt für Ihre Mitarbeitenden eingehalten werden. Dasselbe gilt für die Gewährung von Urlaub.

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Julia Lehmann ist Schriftstellerin, Philosophin, Künstlerin und Übersetzerin und schreibt seit 3 Jahren über HR- und arbeitsbezogene Themen und Nachrichten.