Führungskräfte braucht das Land! Bevor aus dem Traum der Führungsrolle oder C-Level-Suite aber tatsächlich die gelebte Praxis wird, ist zunächst eine andere Herausforderung zu meistern. Allen Qualitäten des Lebenslaufes und der Erfahrungswerte zum Trotz, führt am Vorstellungsgespräch der Führungskraft und den Fragen, mit denen diese dort konfrontiert wird, kein Weg vorbei. Darauf gilt es, sich gut vorzubereiten – genau hier kommen wir ins Spiel.
Das Wichtigste in Kürze
- Führungskräfte beziehen nicht nur ein (weitaus) höheres Gehalt, sondern tragen auch die Verantwortung für ihren jeweiligen Unternehmensbereich – entsprechend sorgfältig werden sie ausgewählt, auch was das Bewerbungsgespräch anbelangt.
- Schon vor mehr als zehn Jahren herrschte in Deutschland laut ifo Institut nicht nur Fachkräfte-, sondern auch Führungskräftemangel. Wer sein Vorstellungsgespräch meistert, hat also gute Chancen auf einen Karrieresprung.
- Die Fragen im Vorstellungsgespräch für Führungskräfte sind vielseitig – sie beziehen Hard– und Soft-Skills, Leadership-Qualitäten und organisatorische Aspekte gleichermaßen mit ein.
- Bewerbungsgespräch für Manager*innen: Welche Unterschiede gibt es gegenüber „normalen“ Bewerberinterviews?
- Vorstellungsgespräch der Führungskraft: Die Fragen im Überblick
- Welches Bild sollten Sie bei einem Vorstellungsgespräch hinterlassen?
- Vorstellungsgespräch Rückfragen: Dürfen Führungskräfte diese stellen?
Bewerbungsgespräch für Manager*innen: Welche Unterschiede gibt es gegenüber „normalen“ Bewerberinterviews?
Angehende Führungskräfte müssen sich in Vorstellungsgesprächen ebenso beweisen, vor allem wenn sie bisher noch keine Führungsposition in ihrem Lebenslauf vorweisen können. Speziell bei Gesprächen, die zu einer Neubesetzung auf Vorstandsebene oder C-Level führen sollen, kann der Ablauf aber durchaus abweichen. Da geht es oftmals mehr um einen freien Austausch miteinander und eine klare Vision.
Aber auch bei einem Vorstellungsgespräch für Teamleiter gibt es schon einige Unterschiede:
- Bereits im Vorstellungsgespräch für eine Teamleitung müssen diese ihr strategisches Denken ebenso wie das Verständnis über wichtige Kennzahlen (wirtschaftliche und leistungsorientierte KPIs) beweisen.
- Jeder Führungsstil hat einen Einfluss auf die Unternehmenskultur und Arbeitgebermarke: Auch dazu werden sich Führungskräfte äußern müssen.
- Die Verteilung der Fragen verschiebt sich meist etwas: Klassische Fachkräfte stehen vor allem fachlich Rede und Antwort. Bei Führungskräften gibt es mehr Fragen zu Leadership-Aspekten oder Soft Skills, also den Führungskompetenzen.
- Führungskräfte werden nicht selten von mehreren Entscheidern bewertet – zum Beispiel Stakeholdern, der Geschäftsführung, dem Vorstand, Aufsichtsrat und weiteren hochrangigen Unternehmensvertretern.
Vorstellungsgespräch der Führungskraft: Die Fragen im Überblick
Die gestellten Fragen im Vorstellungsgespräch für Führungskräfte sind natürlich nie einheitlich. Es gibt aber durchaus einige Fragen, die im Bewerbungsgespräch für Manager*innen überdurchschnittlich oft gestellt werden. Diese schauen wir uns nun einmal genauer an.
Fragen zur fachlichen Expertise und Strategie
Eine typische Frage ist hier: „Was würden Sie in Ihren ersten 100 Tagen als Führungskraft verändern?“
Diese Frage zielt auf Ihre Vision, anvisierte Strategie und eigene Zielsetzungen ab. Sie sollten sich daher überlegen, welche Maßnahmen Sie ergreifen würden, worauf Sie anfänglich den Fokus legen und wie Sie Mitarbeitende auf diesem Weg mitnehmen möchten.
Ebenfalls beliebt: „Was macht Sie als Manager*in besonders (erfolgreich)?“
Bei dieser Frage geht es vor allem um die „Hard Facts“ – also wie Sie dafür sorgen, dass das Unternehmen wirtschaftlicher und profitabler wird, zusätzliche Marktanteile erlangt oder nachhaltig wächst. Überlegen Sie sich daher, wie Ihre fachliche Expertise als Führungskraft dem Unternehmen einen echten wirtschaftlichen Mehrwert liefert.
Ein Klassiker: „Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?“
Diese Frage können und sollten Sie nicht ausschließlich mit fachlichen Qualifikationen und Erfahrungswerten beantworten, aber beides verdient definitiv eine (vorrangige) Erwähnung. Ergänzend weisen Sie hier auch auf Leadership-Qualitäten und Soft-Skills hin.
Leadership- und auf Teams bezogene Fragen
Nicht selten kommt einleitend eine Charakterfrage wie „Sollten Sie als Führungskraft geliebt oder gefürchtet werden?“ zum Einsatz.
Es ist relativ offensichtlich, dass keines der beiden Extreme eine gute Antwort wäre. Sie müssen aber klar zum Ausdruck bringen können, wie sich Ihr persönlicher Führungsstil definiert. Zugleich sollten Sie ansprechen, wie Sie komplexe oder schwere Entscheidungen treffen.
Ebenso häufig gestellt: „Was motiviert Sie und wie steigern Sie die Motivation innerhalb Ihrer Abteilung/Ihres Teams?“
Der erste Teil der Frage widmet sich Ihrer intrinsischen Motivation, also warum Sie überhaupt Führungskraft werden möchten. Im Idealfall haben Sie eine bessere Antwort als „der Job wird gut bezahlt“ parat. Beim zweiten Teil können Sie mit Motivationsstrategien und Performance-steigernden Maßnahmen antworten.
Auch vor realistische Problemszenarien wird man Sie stellen, zum Beispiel mit: „Wie handhaben Sie schwierige Mitarbeitende?“
Auf schwierige Mitarbeitende werden Sie zwangsläufig treffen. Sofern Sie schon erfolgreiche Erfahrungen vorzuweisen haben, können Sie nun davon erzählen. Generell sollte hier die Message sein, dass Sie klare Strategien verfolgen, um auch schwierige Mitarbeiter erfolgreich einzubeziehen.
Soft-Skill-Fragen mit Hinblick auf Werte und Eigenreflexion
„Welche Werte sind Ihnen besonders wichtig?“ – wäre dazu eine klassische Frage.
Die genannten Werte sollten wenig überraschend positiv sein. Ob nun in Form von Loyalität, der korrekten Kommunikation oder dem Willen, jeden Tag aufs Neue zu lernen. Idealerweise sorgen Sie dafür, dass Ihre persönlichen Werte eine Brücke zu den Unternehmenswerten bauen.
Weitere Fragen, die im Vorstellungsgespräch mit einer Führungskraft häufig gestellt werden, sind z. B.:
- „Was war bisher Ihre größte berufliche Herausforderung?“ oder
- „Welche Wendepunkte und Meilensteine hatten in Ihrem beruflichen Dasein besonders großen Einfluss?“
Jetzt ist die Zeit gekommen, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Wenn Sie ein Vorstellungsgespräch als Führungskraft haben, werden Sie zwangsläufig eigene Erfahrungswerte vorweisen können. Überlegen Sie sich vorab, wie Sie diese verständlich und klar strukturiert darlegen.
Fragen, bei denen organisatorische Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen
„Wie machen Sie eine Idee groß und skalieren sie erfolgreich?“ Diese Frage stellt laut Handelsblatt zum Beispiel die BMW-Personalchefin besonders gern.
Die Antwort muss mehrere Aspekte berücksichtigen: Ihre Leadership-Strategie, das eigene strategische Denken, die Umsetzung von wirtschaftlichen und Stakeholder-Zielen sowie die nüchterne Überprüfung der Ergebnisse – gegebenenfalls mit anschließendem Feintuning.
„Wie würden Sie als Führungskraft delegieren?“ ist ebenso ein Klassiker.
Ihr Tag hat nicht unendlich viele Stunden und Sie selbst können sich nicht klonen. Eine Hauptaufgabe einer jeden Führungskraft ist daher die erfolgversprechende Aufgabenverteilung. Ihre Antwort sollte umfassen, wie genau Sie Aufgaben verteilen, wie viel Freiraum Sie Mitarbeitenden lassen und welchen Rahmen Sie für Kontrollen und Performance-Reviews setzen.
Wichtig: Selbst als Führungskraft müssen Sie im Vorstellungsgespräch nicht völlig blankziehen. Der § 1 AGG (Allgemeines Gleichbehandlungsgesetz) gilt auch für Sie: Fragen, die auf Religionszugehörigkeit, Kinderwunsch, politische Einstellung und Co. abzielen, müssen Sie nicht beantworten. Diese sollten zudem von erfahrenen Personaler*innen gar nicht erst gestellt werden.
Welches Bild sollten Sie bei einem Vorstellungsgespräch hinterlassen?
Im Kern geht es beim Vorstellungsgespräch darum, Ihre Führungsqualitäten unter Beweis zu stellen. Ihre Fragen sollten daher immer die wichtigen Leadership-Skills kommunizieren:
- sehr gute Qualifikationen
- fachliche Erfahrung und weitreichende Kenntnisse
- wirtschaftliches Verständnis und Erfolgsorientierung
- selbstbewusstes Auftreten und starke rhetorische Fähigkeiten
- besondere Talente im strategisch-analytischen Denken und der Organisation
- Anpassungsfähigkeit, eine starke Präsenz und Stressresilienz
Vorstellungsgespräch Rückfragen: Dürfen Führungskräfte diese stellen?
Im Vorstellungsgespräch Rückfragen zu stellen, ist Führungskräften nicht nur erlaubt, sondern sogar dringend zu empfehlen. Sie untermauern Ihr Interesse, außerdem haben Sie damit Gelegenheit, Ihre Kenntnisse des Unternehmens, der Zielgruppe und der Branche zum Ausdruck zu bringen.
Sie können überdies Fragen stellen, deren Antwort sich konkret auf Ihre Position bezieht. Denkbar sind zum Beispiel:
- Wurde die Position neu geschaffen? Falls nicht, ist die vorherige Führungskraft noch im Unternehmen?
- Welche Kennzahlen und Zielsetzungen priorisieren Sie auf Unternehmensebene?
- Welches Budget steht für Weiterbildungen und individuelle Karrierewege zur Verfügung?
- An welchen Projekten arbeitete das Team zuletzt und wie verliefen diese?
HR-Mitarbeitende, die Fragen an Führungskräfte richten, andererseits aber auf solche Rückfragen reagieren müssen, unterstützen wir unter anderem mit der umfassenden Bewerbermanagement-Software von Factorial und strukturierten Tools für weiterführende effiziente On- und Offboardings.